In unserer Interview-Reihe „Digital Services im Kerngeschäft Komposit“ veröffentlichen wir heute den siebten Teil.

Dabei beschäftigen wir uns mit dem Thema: Digitale Unterstützung im Personenschadenmanagement

 

 

 

 

 

 

 

Interviewpartner:
Lars Klußmeyer, Geschäftsführer ACTINEO GmbH, Köln

www.actineo.de

Jürgen Wulf: Sehr geehrter Herr Klußmeyer, bitte stellen Sie sich kurz vor.

Lars Klußmeyer: Mein Name ist Lars Klußmeyer. Ich bin einer der Geschäftsführer der ACTINEO GmbH und seit 20 Jahren im Dienstleisterumfeld der Versicherungswirtschaft tätig.

 

Jürgen Wulf: Was ist die Vision von ACTINEO?

Lars Klußmeyer: Wir als ACTINEO digitalisieren den Personenschaden und bieten eine medizinisch kompetente und daten-getriebene Regulierungsunterstützung beim Management von Personenschäden. Durch den Einsatz von datengestützten Vorhersagemodellen und Regelwerken lassen sich Schadenaufwand und Kosten der Schadenbearbeitung deutlich reduzieren.

 

 Digitalisierung im Personenschaden

 

Jürgen Wulf: Wer sind die Zielkunden von ACTINEO?

Lars Klußmeyer:  Unsere Zielkunden sind Versicherungsunternehmen jeder Größe und innerhalb der Häuser alle Sparten, die mit Personenschäden zu tun haben.

 

Jürgen Wulf: Welche Vorteile entstehen einem ACTINEO-Kunden aus der Zusammenarbeit mit Ihnen?

Lars Klußmeyer:  Die Digitalisierung des Personenschadens bringt Transparenz in den jeweiligen Fall. Sie erlaubt eine automatisierte Triagierung der Fälle und reduziert den Schadenaufwand durch die frühzeitige Detektion risikobehafteter Heilverläufe, der medizinischen Falldiskussion und der damit verbundenen Möglichkeit der aktiven Schadensteuerung. Darüber hinaus ist sie die Basis, um im Segment der einfachen Schäden Regulierungsprozesse weitestgehend zu automatisieren. Sowohl in Hinblick auf den Bearbeitungsprozess als auch in Hinblick auf die zu treffende Regulierungsentscheidung.

In unserem Geschäftsfeld der Rechnungsprüfung der Sozialversicherungsträger-Regresse in den Haftpflichtsparten wiederum sparen wir unseren Kunden je nach zu prüfenden Forderungsmix zwischen 8 und 12% der geforderten Heilbehandlungskosten ein.

 

Jürgen Wulf: Was hat sich bezogen auf die Digitalisierung des Personenschadens in den letzten Jahren verändert und wie geht es weiter?

Lars Klußmeyer:  Der gesamte Schadenregulierungsprozess im Personenschaden hat sich bereits durch die Digitalisierung verändert. Ausgangspunkt ist dabei immer die Beschaffung medizinischer Unterlagen und die damit verbundene medizinische Codierung von Personenschäden.

Dies schafft die Grundlage für alle weiteren digitalen Produkte, wie beispielsweise

  • die Entwicklung von Vorhersagemodellen,
  • die hieraus abgeleitete Entwicklung von (teil-)automatisierten Regulierungsprozessen im Mengenschaden, da die Fallkonstellationen eingeschränkt sind und sich gut systematisieren lassen,
  • bis hin zu digitalen Plattformen, mit denen Schadensachbearbeiter ihre Personenschadenfälle komplett digital steuern können.

Bei komplexeren Schäden werden digitale Tools wie das ACTINEO-Personenschaden-Cockpit die Verschiebung von einer erfahrungs- zu einer evidenzbasierten Steuerung von Fällen beschleunigen.

Für das Controlling und die Reservierung gibt es ebenfalls datenbasierte Lösungen.

 

Jürgen Wulf: Wie kann man sich ihre Dienstleistung bspw. für einen deutschen Versicherer konkret vorstellen?

Lars Klußmeyer:  Nehmen wir als Beispiel unser Personenschaden-Cockpit. Das spannt den Bogen von einer digitalisierten medizinischen Fallakte über integrierte Prädiktionsmodelle und Scores zur aktiven Schadensteuerung bis zur medizinischen Expertise. Auf der Grundlage einer großen unabhängigen Datenbank medizinisch codierter Personenschäden unterstützt die Plattform sowohl das Fallmonitoring des Schadensachbearbeiters als auch das Controlling.

 

Ausrichtung an den Anforderungen des Kunden

 

Jürgen Wulf: Welche Voraussetzungen muss ein Kunde von ACTINEO erfüllen und wer sind die aus Ihrer Sicht relevanten Ansprechpartner auf Kundenseite?

Lars Klußmeyer:  Unsere Kunden müssen in unsere Richtung keine besonderen Anforderungen erfüllen. Es ist anders herum, wir richten uns nach den Anforderungen unserer Kunden, wenn es um Prozessanbindung oder Steuerungsparameter geht. Erster Ansprechpartner ist dabei für uns zunächst der Komposit-Fachbereich.

 

Jürgen Wulf: Wie kann ich mir als Kunde die Zusammenarbeit mit ACTINEO im Sinne Datenformate, Prozesse, technische Anbindung, Einführungszeitraum, Schulungsaufwand etc. konkret vorstellen?

Lars Klußmeyer:  Ist die Entscheidung für eine Zusammenarbeit getroffen, werden gemeinsam alle relevanten operativen Fragestellungen besprochen und abgestimmt. Hierbei richten wir uns nach den Anforderungen und Möglichkeiten der Kunden. In der Regel dauert es dann auf beiden Seiten inklusive Schulung der Sachbearbeiter rund 4-6 Wochen, um starten zu können.

 

Plattformgedanke als übergeordnetes Ziel

 

Jürgen Wulf: Was sind die nächsten Ziele des Unternehmens, woran arbeiten Sie gerade?

Lars Klußmeyer:  Aktuell haben wir als weiteres Modul für unser ACTINEO Personenschaden-Cockpit einen standardisierten Reservierungsrechner entwickelt, der zukünftig mit datenbasierten Reserveprognosemodellen kombiniert werden soll.

Aus unserer Sicht ist dies ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Reservesetzung und -führung. Übergeordnetes Ziel ist es, das ACTINEO-Personenschaden-Cockpit zu einer zentralen, digitalen Plattform für den Personenschaden weiter zu entwickeln.

Weiterhin arbeiten wir an Automatisierungsprozessen für die Schadenregulierung kleiner Personenschäden mit unserem Produkt Fast Track. Dies geschieht für die Haftpflichtsparten und für die private Unfallversicherung.

 

Jürgen Wulf: Lässt sich Ihr Geschäftsmodell auch internationalisieren?

Lars Klußmeyer:  Auf jeden Fall. Wir haben dabei allerdings die jeweiligen rechtlichen und prozessualen Marktbesonderheiten zu berücksichtigen und passen unsere Services darauf entsprechend an. Neben unserem Kernmarkt Deutschland arbeiten wir seit Anfang 2018 auch mit österreichischen Kunden zusammen. In diesem Jahr planen wir den Markteintritt in Frankreich, Italien und Spanien.

 

Jürgen Wulf: Lieber Herr Klußmeyer, vielen Dank für die spannenden Einblicke und viel Erfolg mit ACTINEO!

 

In der Interviewreihe sind bisher erschienen:

 

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