Die digitale Vernetzung prägt die Gesellschaft – und damit auch zunehmend die Versicherungswirtschaft. In den zurückliegenden 10 Tagen habe ich aus diversen Gesprächen in Kundenprojekten, auf einer Branchenkonferenz und aus der Diskussion mit einem Bachelor-Studiengang wieder vielfältige Aspekte und Impulse zur Weiterentwicklung im Geschäftsmodell Kompositversicherung ausgetauscht und aufgenommen. Einen Teil der Diskussionen stelle ich auf unserem Blog ein, um auch hier die Vernetzung und das Weiterdenken weiter zu unterstützen.

Die Vernetzung treibt die Sharing Economy an

In den letzten Jahren hat das Wort „Teilen“ eine neue Bedeutung erhalten. In den sozialen Netzwerken ist es das Empfehlen von Bildern, Videos, Musik oder Posts.
Der gemeinschaftliche Konsum von Dingen wie Autos, Fahrräder oder Wohnungen wird ebenso immer beliebter. Der Lebensstil des intelligenten Verzichts, das Teilen, gilt als smart und sexy.

Seit Urzeiten teilen die Menschen das Essen, den Wohnraum und was es sonst zum Leben braucht mit anderen Menschen. Tauschen und kaufen wird erst notwendig, wenn man niemanden hat, der mit einem teilt. Im Internet entstehen beinahe täglich neue Dienste und Netzwerke, die uns zum Teilen motivieren.

Die Geschäftsmodelle der Anbieter von Sharing Services zielen vor allem Teil-Dienste für Dinge und Dienstleistungen, die relativ teuer sind, deren Unterhalt und Lagerung aufwendig ist, die nur sporadisch gebraucht werden und zu denen es eine dauerhaft hohe Nachfrage geben kann.

Durch vernetzte Mobilitätsservices sinkt die Zahl der Kfz-Versicherungen

Spiegeln wir das Geschäftsmodell der Versicherungswirtschaft und ihre Angebote gegen die Entwicklung der Sharing Economy, wird klar, dass vor allem die Anzahl von Kfz-Versicherungen, die an Privatpersonen vermittelt werden können, signifikant zurückgehen dürfte.

Der Car-Sharing-Markt wächst auch in Deutschland rasant. Zählte man in 2013 nur 400.000 Carsharer, waren es in 2014 bereits 750.000 Nutzer und 2015 wurde die Eine-Million-Marke geknackt. Zum Beginn 2016 lag die Zahl bei 1.260.000 Nutzern. Carsharing ist in Zeiten der Landflucht also deutlich mehr als ein Trend mit Wirkung auf die Kfz-Versicherungsunternehmen anzusehen.

In gleicher Weise wird das Angebot für übergreifende Mobilitätskonzepte (mehrere Personen in einem Verkehrsmittel, mehrere Verkehrsmittel für einzelne Personen an mehreren Standorten etc.) den Bestandsabrieb bei den Versicherungen beschleunigen.

Unterschiedliche Mobilitätskonzepte werden sich auf Plattformen vernetzen, um Buchungs- und Bezahlprozesse schneller und einfacher zu gestalten – nicht nur für das Auto. Wer im Carsharing-Fahrzeug durch die Innenstadt fährt, stellt fest, wie knapp der Park-Platz ist und wie langsam Autos wegen des dichten Verkehrs vorankommen. Das spontan geliehene Fahrrad ist da eine attraktive Alternative.

In Städten wie Paris, Wien, Amsterdam, New York oder Kopenhagen hat das Fahrrad durch Bikesharing-Systeme massiv an Bedeutung hinzugewonnen. Es ist inzwischen ein Alltagstransportmittel für Berufspendler, Touristen oder und Messebesucher. In der Innenstadt der dänischen Hauptstadt beispielsweise gibt es inzwischen nicht nur mehr Fahrräder als Einwohner. Vor wenigen Tagen überstieg die Zahl der Fahrräder dort erstmals die Zahl der Autos in der Innenstadt.

Vernetzung als Basis der Sharing Economy ist ein Faktor ür den Fahrrad-Boom in Kopenhagen

Vernetzung als Basis der Sharing Economy – ein Faktor für den Fahrrad-Boom in Kopenhagen

Neue Services zur Immobilie und zu Sachgütern

In der Gebäude-, Hausrat- und Haftpflichtversicherung sind im Sinne vernetzter Gesellschaft die Bedrohungsszenarien für die Versicherungswirtschaft deutlich geringer und die Chancen im Privat- wie auch Gewerbekundensegment umso größer.

In Zeiten zunehmender Komplexität suchen die Menschen nach Sicherheit. Diese Sicherheit können die Versicherer nicht nur über das Versicherungsprodukt und die Kompetenz im Schadenfall bieten und beweisen. Sie können auch im Falle versicherungsfremder Instandhaltungs- und Schönheitsreparaturen ihre Netzwerke dem Kunden zur Verfügung stellen.

  • Zertifizierte Handwerksbetriebe, deren Bündelung Qualitäts- und Einkaufsvorteile bietet, können vom Versicherer aus seinem Netzwerk zur Verfügung gestellt werden.
  • Smart-Home-Technologie kann zur Vermeidung oder Reduktion von Schadenfällen zur Verfügung gestellt werden.
  • Energieversorgung kann gebündelt eingekauft und als Full-Service-Produkt inklusive Wartung, Instandhaltung und Ansparprodukt für die Erneuerung der Geräte konfektioniert werden.
  • Selektive Versicherungsschutzkonzepte werden sich auf Regionen, Anlässe, Nutzungsdauern oder einzelne Gegenstände beziehen und dort die Produktgestaltung herausfordern.
  • Naturalersatzleistungen anstelle von Entschädigungszahlungen können beispielsweise bei regionalen Betrieben über eine zentrale Plattform abgerufen werden.

Vernetzte daten- und technologiegetriebene Services

Die Beherrschbarkeit von Datenmengen und deren Performance sind zukünftig der Treiber für die Entwicklung neuer daten- und technologiegetriebener Services.
Künstliche Intelligenz, Predictive Analysis, Bildforensik und viele Fähigkeiten mehr bieten auch den Versicherungsunternehmen große Chancen, um ihr Geschäftsmodell Immobilien- und Sachversicherung zu einem wesentlichen Beitrag in der vernetzten Gesellschaft zu entwickeln.

Die Investitionen zur Nutzung der Fähigkeiten werden allerdings erheblich und die Kompetenzen zur Beherrschung der Themen immens sein und bleiben. Das bedeutet, dass auch die Versicherungsunternehmen im Sinne vernetzter Gesellschaft mehr gemeinsam werden entwickeln müssen.

Schreiben Sie mir, wenn Sie mehr über die Themen diskutieren möchten!

 

Bildquelle: Lane V. Erickson/Shutterstock