Sobald von Schadenmanagement gesprochen wird, liegt im allgemeinen die Verantwortung dafür im Schaden- und Leistungsbereich der Versicherer. Schadenmanagement bedarf allerdings einer guten Vorbereitung – diese beginnt bereits beim Produkt und im Vertrieb.

Schadenprävention als neues Modul im Schadenmanagement

Schadenmanagement ist nicht mehr nur die die reine Schadenregulierung nach dem eingetretenen Versicherungsfall mit einer Vielzahl von Services und aufwandsmindernden Schadenmanagement-Maßnahmen. Vielmehr ist Schadenmanagement auch die Schadenprävention – das Verhindern von Schäden oder die Reduzierung der möglichen Schadenauswirkungen.

In der Kfz-Versicherung ist das Thema Schadenprävention durch die technische Weiterentwicklung bereits seit längerer Zeit thematisch präsent – allerdings kaum als Teil der Produktwelt Versicherungen etabliert.

Anders in der Sachversicherung. Hier erlebe ich gerade in der Produktwelt ein vielfaches Pilotieren von neuen Produkten. Dies kann durch Produktinhalte, einzuschließende Service-Module oder durch den Einsatz von Technologien wie z.B. Sensorik möglich gemacht werden. Relevant ist, dass der Kunde Interesse an der Präventionsmaßnahme als Teil des Produktes hat oder die Service-Leistung beim Produktverkauf als Mehrwert versteht – und auch den Bedarf dafür erkennt.

Insbesondere in der Gebäudeversicherung kann im Zusammenspiel mit Smart-Home ein erweiterter Versicherungsschutz als Standardprodukt entstehen.

Erwartung und Bereitschaft der Kunden zur Schadenprävention

Wir von hnw consulting haben in der aktuellen Studie „Versicherungsschutzkonzepte und –services für Immobilienbesitzer 2017“ Immobilienbesitzer und Versicherer bezüglich Prävention als Produktbestandteil und zur Akzeptanz von Schadenmanagement-Services befragt.

Bemerkenswert u.a., dass Kunden regionaler Geschäftsmodelle – also in der Mehrheit der öffentlich-rechtlichen Versicherer – zum Feuerrisiko eine weit überdurchschnittliche Wahrnehmung und zum Risiko Leitungswasser eine weit unterdurchschnittliche Risikoeinschätzung haben. Besitzern von kleinen Wohnungen ist das Leitungswasserrisiko wichtiger als Besitzern von großen Wohnungen.

Eine der wesentlichen Erkenntnisse aus der Studie ist, dass die Wohnregion ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz von Präventions-Maßnahmen ist.

Akzeptanz von Smart-Home-Technik enorm hoch

Mehr als die Hälfte der befragten Immobilienbesitzer nutzt oder plant den Einsatz von Alarm- oder Smart-Home-Technik oder hat Interesse daran. Dies gilt insbesondere für jüngere Immobilienbesitzer (18 bis 44 Jahre). Diese sind auch besonders an Beratungsleistungen dazu interessiert. Ein Umstand, der für Versicherer relevant sein kann, wenn es um die Beratungsleistung durch den Vertrieb geht. Hier ist der Ansatz für die Sensibilisierung von Schadenprävention als erstes umzusetzen und anzusprechen.

Die Akzeptanz zum Einsatz von Sensorik zur Schadenverhütung liegt bei 83%. 37% würden diese sogar ohne Gegenleistung einbauen. Es besteht also für die Sachversicherer enormes Potenzial, dem Thema Leitungswasserschaden als Aufwandstreiber mit technischen Lösungen und Hilfsmitteln der Schadenprävention zu begegnen.

Wir haben nicht nur die Immobilienbesitzer gefragt, sondern auch Versicherungsexperten. Diese sind zur Hälfte auch bereit, Präventionslösungen finanziell zu fördern.

Ich meine, dass gerade die finanzielle Förderung von Präventionslösungen genauestens überlegt werden sollte. Gerade aus strategischer Sicht und der Berücksichtigung der Erfahrung aus der Rabattierung von Steuerungstarifen in der Kfz-Versicherung ist hier langfristig eine Strategie aufzustellen, welche die Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit der Sachversicherer eher unterstützt.

Sicherheitsberatung durch Versicherer wichtig – aber am Markt kaum zu finden

Die befragten Kunden schätzen das Thema Sicherheitsberatung durch die Versicherer mit 68% als wichtig ein. Auch Versicherungsunternehmen selbst halten dies für wichtig.

Echte Produkte, welche diesem Interesse der Versicherungskunden begegnen sind trotz der Einschätzung von Kunden und Versicherungsexperten kaum zu finden.

Datenübertragung kein Ausschlusskriterium

Vier von zehn Immobilienbesitzern können sich auch vorstellen, Daten an ihre Versicherung zu übertragen. Gerade die Generation <45 Jahre ist der Datenübertragung gegenüber aufgeschlossen. Versicherer nutzen dies allerdings aktuell anscheinend nicht – das Nutzungsinteresse liegt allerdings bei 100% der befragten Experten.

 

Fazit

Auch, wenn ich hier nur einen Ausschnitt der Studienergebnisse beleuchten kann, steht für mich fest:

  • Versicherer sollten sich auf Präventionslösungen oder –services als Produktmodule einstellen und in die Angebotspalette integrieren
  • Produkte können dadurch individuell und ertragreich gestaltet werden
  • Eine Differenzierung auf die Zielgruppe ist notwendig
  • Die Beratungsleistung zum Versicherungsschutz sollte um das Thema Schadenprävention erweitert werden
  • Geschäftsmodellspezifische Lösungen sind zu prüfen
  • Der Vertrieb sollte in die Präventionslösungen direkt mit eingebunden werden, um die Wirkung der Lösungen auch sicherzustellen
  • Finanzielle Fördermöglichkeiten sind mit Bedacht zu prüfen und zu bewerten

 

Informationen zur Studie:
Repräsentative Online-Umfrage von 1.000 Immobilienbesitzern ab 18 Jahren. 15 Experten aus Versicherungsunternehmen (ca. 50 % Marktanteil Wohngebäudeversicherung und 40% in der Hausratversicherung); Grundlage für Berechnung der Marktanteile ist die Anzahl mind. Einjährig laufender Versicherungen zum Ende 2015 lt. Geschäftsbericht. Durchführungszeitraum Dez. 2016 bis Feb. 2017.

Die Studie kann unter www.hnw-consulting.de für netto 220,- EUR erworben werden.